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Die Preis-Spirale, oder: Warum ich tue was ich tue.

Schon seit geraumer Zeit stört es mich, dass die monatlichen Festkosten immer höher werden und man kaum eine Chance hat, sich dagegen zu wehren. Bei vielen Menschen schleicht sich das Gefühl ein, nicht mehr zu arbeiten um zu leben, sondern zu arbeiten um zu überleben. Immer öfter höre ich in meinem Beruf von Burn-Outs oder Erkrankungen, die sich als Folge von Überlastung einstellen.

 

Ganz besonders am Herzen lagen mir schon immer die Senioren, die es zwar durch das relativ neue Pflegegesetz besser haben sollen als früher, die aber in der Realität von der sich immer schneller drehenden Preis-Spirale am meisten betroffen sind. Die zugestandenen Pflegesätze fallen relativ gering aus, wenn man zum Beispiel einen Ehepartner zu Hause pflegt und die dazu benötigten Hygieneartikel kaufen muss und mehr (z.B. Zuzahlung für Medikamente). Die Zuschüsse der Krankenkassen für diese Artikel sind zum Teil so gering, dass es mehr Sinn macht direkt im Internet zu bestellen, da die Gesamtkosten tatsächlich geringer ausfallen, als wenn man über zuständige Krankenkassen-Anlieferer ordert und anteilige Kosten zahlt. Jedenfalls habe ich das so erlebt, Recherche im Netz macht daher Sinn.
Noch weniger verständlich ist der geringe Pflegesatz beim höchsten  Pflegegrad 5 von 901.- Euro. Warum ist das so? Woher kommt diese große Diskrepanz, die Pflegeheimen ab 3500.- Euro aufwärts Gelder zugesteht und der privaten Pflege nur 901.- Euro? Geht man davon aus, dass Angehörige es nicht so gut machen wie Pflegeheime? Die momentane Situation in Pflegeheimen beweist uns eher das Gegenteil. Zur Zeit fallen Angehörige, die ihren Job aufgegeben haben um für ihre Liebsten da zu sein, nach deren Tod in ein tiefes Loch, verbunden mit unterem Sozialniveau von Hartz 4, bzw. Bürgergeld. Die Rentengelder fallen entsprechend niedrig aus, weil von Seiten der Pflegekassen kaum etwas eingezahlt wurde (ausgehend von 901.- Euro Verdienst). In anderen Ländern, in Schweden und Finnland z.B., kann man sich als Pflegender von Angehörigen eintragen lassen und erhält sein Geld als staatlich Angestellter mit entsprechender Entlohnung, so geht das eben auch. Bayern will jetzt nachziehen und dieses Konzept nachahmen, was hoffen lässt.

 

Mir ist sehr wohl bewusst, dass es viele Seniorenheime gibt, die überaus engagiert und liebevoll sind und sich viel Mühe geben, aber auch dort herrscht Burn-Out und Überlastung, weil die Organisations-Kosten einen Großteil an Geldern verschlingen die verfügbar sind.

Meine Antwort auf die Frage, wie man das ändern könnte und zugunsten der Senioren etwas aufbauen, was bezahlbar ist bzw. nichts kostet, ist in meinem Projekt „Lebensquell-Besuchsdienst“ umgesetzt worden.  

Jeder der hier mitmacht, arbeitet eigenverantwortlich mit als verantwortliche Nachbarschaftshelferin, hat aber Rückendeckung und Feedbacks durch die monatliche Gruppe. Dadurch werden organisatorische Kosten so gering wie möglich gehalten und es gibt keinen Druck (durch z.B. Chef und Chefin und einzuhaltende Zeitpläne) und weniger Stress, dafür sorgen gesunde Strukturen die wir gemeinsam erarbeiten.

Auf diese Weise bieten wir den Senioren noch immer (und so wird es bleiben) 12 Stunden monatliche Unterstützung im Alltag (OHNE Zuzahlung), bei allem was so anfällt und was sie benötigen. Das wirklich Außergewöhnliche an diesem neuzeitlichen Konzept ist, dass es die Preis-Spirale durchbricht, die sich in letzter Zeit extrem nach oben dreht und sich überall zeigt. Trotzdem, oder vllt. gerade deshalb, bringt diese Vorgehensweise für alle Teilnehmenden einen Mehrwert.  Es wäre wünschenswert, wenn solche Strukturen immer mehr um sich greifen und es allen erleichtern würden, ein erfülltes Leben zu leben, ohne Druck und Überlastungstendenz.

 

Ich wünsche allen Lesern eine gesegnete Vorweihnachtszeit

Uta-Maria Freckmann